Energiepreiserhöhung stellt existenzielle Bedrohung für Bau- und Rohstoffindustrie dar

Steigende Energiepreise erhöhen den Druck auf die Bau- und Rohstoffindustrie seit Monaten. Die Belastung zwang erste energieintensive Betriebe bereits zur Schließung und verdeutlicht auf dramatische Weise diese höchst alarmierende Entwicklung.

Mineralische Rohstoffe sind das erste Glied der Wertschöpfungsketten. Neben der gesamten Bauindustrie sind auch viele industrielle Prozesse, z.B. aus der Chemischen Industrie, der Stahlerzeugung oder der Umwelttechnologie, darauf angewiesen. Produktionsstopps und Insolvenzen sind aufgrund der hohen Preisbelastung bereits Realität. Diese Situation verschärft sich zuletzt gravierend. Damit stehen auch die gesamten nachgelagerten Wertschöpfungsketten der Industrie unter massivem Druck und drohen komplett einzubrechen. Folgen können irreparablen Schäden dieser Wertschöpfungsketten und damit der Verlust eines strategischen Wettbewerbsvorteils Deutschlands sowie der Versorgungssicherheit der Bevölkerung insgesamt sein.

Industrien sind auf bezahlbare Energien angewiesen

Immer mehr langfristige Energieversorgungsverträge laufen aus und können nicht zu den bisherigen Konditionen verlängert werden, wodurch die Unternehmen der Branche Gas und Strom an den Märkten teilweise zu verzehnfachten Preisen einkaufen müssen. Heiko Sykora, Geschäftsführer der Briloner Hartstein Werk GmbH & Co. KG, sieht die aktuelle Entwicklung der Strompreise als schwerwiegend existenzbedrohend an. „Seit Anfang des Jahres hat sich unser Strompreis von 4,7 Cent pro kWh auf 50 Cent erhöht. Das ist eine Erhöhung um rund 964%“, so Sykora. Auch Thomas Böcke, Geschäftsführer dreier Betriebe der Basamentsteine Böcke GmbH, sieht den aktuellen Entwicklungen der Preise mit großen Sorgen entgegen: „Aktuell können wir in unserem Betrieb noch produzieren. Wir machen uns jedoch auf das Schlimmste gefasst, denn die aktuelle Strompreisentwicklung steigt weiter.“ Der Geschäftsführer des Ziegelei- und Betonwerks August Lücking GmbH & Co. KG, Joachim Thater, nennt die Entwicklung der Strompreise „einen volkswirtschaftlichen Kollaps“. „Aktuell haben sich die Preise bei uns in der Branche verzehnfacht. Das macht auch mir Angst.“ Thater verdeutlicht:“ Wichtig ist es, die Gasverstromung zu stoppen und den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln. Der Strompreis muss von allen preisbelastenden Steuern und Umlagen befreit werden und eine staatliche Ko-Finanzierung der Strom-Übertragungsnetzentgelte muss stattfinden.“

vero kritisiert Entlastungspaket

Der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie (kurz: vero) in dem sich u.a. energieintensive Produzenten von mineralischen Bau- und Rohstoffen wie Kalk, Ziegel und Zement organisieren, bewertet das am 4. September von der Bundesregierung vorgestellte Entlastungspaket III als unzureichend. Das Paket wird der dramatischen Lage an den Strom- und Gasmärkten für die Betriebe nicht gerecht. Die dringend notwendige schnelle Lösung existenzieller Kernfragen bleibt aus. Stattdessen bleibt es für die Unternehmen überwiegend bei vagen Andeutungen. vero fordert konkrete Entlastungen für Unternehmen und eine Lösung der Herausforderung, wie die Produktion am Standort Deutschland angesichts einer unkalkulierbaren Energiepreisexplosion überhaupt aufrechterhalten werden kann. Sollte beim Strom- und Gaspreis für die Industrie nicht sofort entgegengesteuert werden, steht die Existenz des Wirtschaftsstandorts Deutschland insgesamt auf dem Spiel, mit den Folgewirkungen nicht zuletzt für Arbeitsplätze und Klimaschutz.

vero plädiert dafür, dass staatliche Abgaben auf Energien gesenkt werden und fordert von der Bundesregierung angesichts der sich zuspitzenden Preissituation ein umgehend überarbeitetes und vor allem wirksames Entlastungskonzept sowie eine bezahlbare Energiepolitik für die Unternehmen der Branche.