When Dinosaurs Ruled The Earth: Ein Nachnutzungskonzept der etwas anderen Art

Samstag, 16. März 2019, 10:00 Uhr: Irgendwo in der niedersächsischen Ebene, genauer gesagt in Münchehagen. Das Wetter ist grau und regnerisch. Dennoch hat sich vor dem Eingang des Dinosaurier-Parks eine beachtliche Menschenschlange gebildet und der örtliche Spielmannszug ist auch schon da. Sie alle wollen dabei sein, wenn die Dinos aus dem Winterschlaf geweckt werden. Der Dinosaurier-Park wurde an der Fundstelle von zahlreichen Dinosaurier-Spuren errichtet. Aber was machen Dinosaurier-Spuren in Niedersachsen?

11_Pressefoto_T-Rex_Web.jpg Foto: Der gute Ruf des Parks reicht bis nach Hollywood: Die Universal Pictures Deutschland hat dem Park die Original-Nachbildung eines T-Rex zur Ausstellung überlassen, der zur Filmpremiere des neuen Jurassic-World-Films „Das gefallene Königreich“ gebaut wurde.

Steinbruch sei Dank!

Der Dinosaurier-Park Münchehagen wurde auf dem Gelände der Firma Wesling gebaut. Hier werden seit 1925 Sandsteine gewonnen. Immer wieder entdeckte man während der Gewinnung komplette versteinerte Fährtenzüge von Dinosauriern. Diese bis zu 2,5 Meter mächtigen Sandsteinbänke haben sich vor ca. 139 Millionen Jahren in der Unteren Kreidezeit gebildet. Unter den insgesamt 60 Fährtenzügen befand sich mit 57 Einzelabdrücken, die längste Dinosaurierfährte in Europa.

Ein echter Dinosaurier-Highway

Internationalen Bekanntheitsgrad erlangten die Dinosaurier-Fährten von Münchehagen durch die hervorragend erhaltenen Langhalssaurier-Spuren. Die bis zu 30 Tonnen schweren Tiere hinterließen tiefe, elefantenfußartige Abdrücke auf dem schlammigen Untergrund, die heute als versteinerte Spuren im Sandstein bei der Gewinnung der Sandsteine freigelegt werden.

07_Pressefoto_Spuren-Dino_Web.jpg Foto: Original Langhalssaurier-Spuren in der Halle des Dinosaurier-Parks

Einzigartiges Nachnutzungskonzept: vom Steinbruch zum Wissenschaftspark Nach Beendigung der Sandstein-Gewinnung durch die Firma Wesling wurde früh die Chance einer sinnvollen Nachnutzung des Steinbruchs erkannt. Das erarbeitete Konzept bot Anfang der 90er Jahre die Möglichkeit – einen wissenschaftlichen, auf Dinosaurier spezialisierten – Themenpark zu errichten, der inhaltlich mit dem Naturdenkmal eng verknüpft ist. Franz-Josef Dickmann und Dorit Wesling sind die Geschäftsführer des Dinosaurier-Parks in Münchehagen.

03_Pressefoto_Gruppenbild_Web.jpg Foto (v.l.n.r.): Raimo Benger, vero-Hauptgeschäftsführer, Nils Knötschke, Wissenschaftlicher Leiter Dino-Park, Ferdinand Wesling, Geschäftsführer Unternehmensgruppe Wesling, Dorit Wesling, Geschäftsführerin Dino-Park, Franz-Josef Dickmann, Geschäftsführer Dino-Park.

Dorit Wesling erläutert: „Diese einmalige Verbindung hebt das Dinosaurier-Freilichtmuseum Münchehagen deutlich von anderen Freizeitparks ab und gibt ihm ein eigenes Profil. Bei dem Konzeptentwurf wurde auf die sonst für Freizeitparks typischen Fahrgeschäfte völlig verzichtet. Stattdessen haben wir die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Erlebnis und Abenteuer ins Zentrum gerückt.“

09_Pressefoto_Halle-Gruppe_Web.jpg Foto: So sieht Edutainment aus: Eine Gruppe Kinder besichtigt die Halle mit Dinosaurier-Spuren.

Einzigartiges Nachnutzungskonzept

Franz-Josef Dickmann berichtet: „Mit der Entdeckung einer riesigen Fährte im Jahr 1980 fing alles an. Dieser Fund wurde öffentlich bekannt und geriet in den Fokus des Landkreises und der Unteren Naturschutzbehörde. Nach einer wissenschaftlichen Bewertung stand schnell fest: Diese Fährtenfläche ist einmalig in Deutschland und muss erhalten werden. Die Erforschung der Dinosaurier-Fährten wird bis heute fortgesetzt. Neue Spuren liefern regelmäßig neue Erkenntnisse und geben Einblicke in die Lebenswelt der Dinosaurier.“

Ohne Rohstoff-Gewinnung keine Knochen und Spuren von Dinosauriern

Die fortschreitenden Bodenabbauarbeiten im aktiven Steinbruch haben seit 2004 immer wieder neue paläontologische wertvolle Dinosaurierfährten-Funde zutage gefördert. Nils Knötschke, Wissenschaftlicher Leiter des Dinosaurier-Parks, betont: „Diese paläontologischen Funde wären ohne die Rohstoffindustrie nicht möglich. Der Abbau in noch aktiven Steinbrüchen sichert regelmäßig weitere Funde.“

06_Pressefoto_Spuren_Web.jpg Foto: Dinosaurier-Spuren im Steinbruch

04_Pressefoto_Benger-Tafel_Web.jpg Foto: Raimo Benger, vero-Hauptgeschäftsführer vor der Tafel „Unterstützer Rohstoffgewinnungsbetriebe“

Enge Zusammenarbeit mit der Wissenschaft

Ein Teil dieser weltweit einzigartigen Funde bildet das Zentrum des Naturdenkmals „Saurier-Fährten“. In einer riesigen Schutzhalle, die 1992 erbaut wurde, können Besucher das Naturdenkmal mit über 250 Dinosaurierspuren besichtigen. Es wurde 2006 als ein bedeutender, nationaler Geotop ausgezeichnet. Nur die enge Zusammenarbeit zwischen Steinbruchbetrieben und Paläontologen ermöglicht es erst, die Funde einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Einmal im Monat bietet der Dinosaurier-Park eine Exkursion in den aktiven Teil des Steinbruchs an, der direkt nebenan liegt.

01_Pressefoto_Dinosaurier-Park_Münchehagen_Web.jpg Foto: Der Eingang des Dinosaurier-Parks in Münchehagen.

Mit der Erfahrung aus 25 Jahren Parkbetrieb mit einigen Millionen Besuchern und die Expertise in der Rekonstruktion lebensgroßer Dinosaurier-Modelle hat das Team des Dinosaurier-Parks mittlerweile sein Erfolgskonzept auch international etabliert. Zuletzt wurde ein weiterer Dino-Park in Lourinha, Portgual eröffnet.

Wenn Sie in Ihrem Steinbruch ebenfalls Knochen oder Spuren finden und Kontakt aufnehmen möchten:

Dinosaurier-Park GmbH & Co. KG

Franz-Josef Dickmann

Alte Zollstraße 5

31547 Rehburg-Loccum

www.dinopark.de

Hintergrund: Natursteinbrüche in Niedersachen

Im Steinbruch Münchehagen baut die Firma Wesling seit 1925 die für die Region typisch gelbbraunen und braungrauen Steine ab. Diese bis zu 2,5 Meter mächtigen Sandsteinbänke haben sich vor ca. 139 Millionen Jahren in der Unteren Kreidezeit gebildet (Bückeburg-Formation). Der Abbau erfolgte und erfolgt ohne Einsatz von Sprengmitteln zum Großteil in Handarbeit. Die dabei gewonnenen Natursteinprodukte umfassen Schüttsteine, Böschungspflaster, Wasserbausteine, Bordsteine sowie Mauer- und Pflastersteine verschiedener Größen. Die Verwendung der regionalen Naturwerksteine hat eine lange Tradition und die Sandsteine aus Münchehagen sind heute noch in vielen typischen und historischen Gebäuden zu finden. Der Abbau der Sandsteinlagerstätte wird mit Abbaufortschritt an den stillgelegten Steinbruch und das heutige „Naturdenkmal Dinosaurierfährten“ im Dino-Park angrenzen.

10_Pressefoto_Exkursion-Steinbruch_Web.jpg Foto: Einmal im Monat bietet der Dinosaurier-Park Exkursionen auf die stillgelegten Flächen des Steinbruchs an, die heute als Naturdenkmal geschützt sind.

Hintergrund: Entstehung der Dino-Spuren in Münchehagen

Deutschland in der Unteren Kreidezeit vor 139 Millionen Jahren: Ein riesiger See bedeckt weite Teile Niedersachsens. Die Fläche des heutigen „Naturdenkmal Dinosaurierfährten“ bestand zu dieser Zeit noch nicht aus festem Sandstein, sondern aus feinem, sandigem Schlamm im Uferbereich des Binnensees. Rund um das Gebiet von Münchehagen ragten viele kleine und große Sandinseln aus dem Wasser. Die üppige Vegetation auf diesen Inseln, bestehend aus Nadelbäumen, Baumfarnen, Schachtelhalmen und Ginkgobäumen, bot einer sehr erfolgreichen Tiergruppe reichlich Nahrung: den Dinosauriern. Große Herden pflanzenfressender Langhalsdinosaurier (Sauropoden) und Gruppen nomadisch lebender Iguanodontiden wanderten auf der Suche nach Futter zwischen den Inseln hin und her. Räuberische Sichelkrallensaurier und große Raubsaurier verfolgten die Herden. Auf ihren Wanderungen zu neuen Fressgründen mussten die Dinosaurier auch weitläufige Wattflächen überqueren. Dabei hinterließen sie ihre Fußabdrücke und Fährten im weichen Sandschlamm.

Warum sind die Fährten so gut erhalten?

Die Dinosaurier-Spuren von Münchehagen verdanken ihre einmalige Erhaltung besonderen Umständen: Um das Inselgebiet mündeten viele Flüsse in den riesigen See. Die Flüsse transportierten feinsten Tonschlamm und kleine Pflanzenteile in die tiefen Fußabdrücke. Dieser Schlamm setzte sich wie eine Schutzschicht in die Fährten. Das tropische Klima der Unteren Kreidezeit sorgte dafür, dass die Fährten so gut erhalten sind. Nach einer ausgedehnten Trockenzeit folgte eine Regenzeit, die monsunartige Stürme mit sich brachte. So wurden die Spuren schlagartig mit neuem Sandschlamm abgedeckt. Diese Umstände sorgten dafür, dass die Fährten nach ihrer Entstehung nicht durch Wind und Wellen zerstört wurden. In den Dino-Spuren hat sich so eine Flusstonschicht eingelagert, die für eine natürliche Trennschicht zwischen den versteinerten Fußabdrücken und den darüberliegenden Sandsteinbänken sorgte.